d schtilli
frei nach ossip mandelstam
sie isch was nonig isch
isch musig und isch wort
isch das wo alls verbindet
jetzt und a jedem ort
sie isch de schnuf vom meer
erlüchtet d luft im ruum
blüet lutlos i de vase
als fliederblaue schuum
au mini wort sind schtill
si sind grad jetzt gebore
si schnufet wi n es meer
und lüchtet i de ohre
s gheimnis vom handwerk
frei nach anna achmatova
mit ode und elegie
ha n i nüüt am huet
d gedicht sind quär
und nöd wie d lüüt
wie chlette und uchrut
wachset s us nüüt
öper schimpft oder s schtinkt
oder schimmel anere wand
und scho ghörsch s gedicht
fräch und zart zum himmel
gwöhnlichi wörter
frei nach david samojlov
gwöhnlich isch gar nüt uf däre welt
jede einzelni wind isch es wunder
und am wundervollschte isch es
wänn er nöd zephir heisst
sondern eifach nu wind
ich liebe s gwöhnliche wort
s isch wie n en vertraute aber
no ganz und gar unerforschte ort
s isch zwor vo dusse verständlich
doch zmitzt drin ini isch s unendlich
ä wolke i hose
frei nach wladimir majakowskij
allmächtige du häsch d händepaar erfunde
häsch gmacht dass jede en chopf hät
aber warum häsch es nöd gschafft
dass mer ohni quale küsse cha
immer küsse immer küsse
s händepaar
frei nach marina zwetajewa
mir sind mitenand verwandt
wie di rächti und di lingi hand
wie de linge und de rächte flügel
verschmelzet mir bim flüüge inenand
doch wänn s stürmt stürzt de rächti
stürzt de lingi flügel ganz älai in sand
s sägel
frei nach michail lermontow
wo meer und himmel sich begägnet
glänzt äs sägel wiit und frei
äs sägel uf de flucht vo allem
am horizont und ganz allei
äs sägel uf de flucht vo allem
de wind isch wild und s meer isch ruuch
doch s sägel suecht nöt noch em glück
dänn glück isch nu en alte bruuch
de wind isch wild und s meer isch ruuch
doch s sägel weiss wo s ane will
äs suecht de allerschlimmschti schturm
dänn nu im schlimmschte schturm isch s schtill
s isch unerträglich
frei nach alexander blok
s isch unerträglich mit mensche z läbe
so tue als seg mer nonig tod und
alles grosse winzig z schwäzä
s isch unerträglich
di brännende träum am morge
i hundert wunderwörter binde und
d äschä vom läbä zum lüchte bringe
aber mit mensche z läbä isch unerträglich
läb wohl
frei nach sergei jessenin
läb wohl min fründ und bis bald
dass mer mol gönd hämmer gwüsst
mir sind no jung und scho alt
aber vergässe wämmer nüt
was sölled mer no säge
mir sind scho jung und no alt
s läbe hämmer gseh und
s schtärbe lot üs chalt
de schnuf vo de ärde
frei nach wladimir wyssozki
wer sait dänn seg alles verdorbe
und üsi ärde verbrennt - nei
si hebt nu en momänt de schnuf a
d ärde drait sich tag und nacht
und s meer isch unerschöpflich
d wält isch nonig gschtorbe
aber sisch dunkel worde
d schützegräbe wie eiterndi schnitt
d granatetrichter wie offeni wunde
d erde wo üs alli trait ertrait
die schlimmschte schmerze
s schöne isch nöd verschwunde
d lieder sind nöd verklunge
si werdet aber nume gsunge
um s stöhne z übertöne
wer sait dänn seg alles verdorbe
und üsi ärde verbrennt - nei
si hebt nu en momänt de schnuf a
di schwarzi schtund
frei nach joseph brodsky
i dere schwarze schtund
möcht ich mit em tram
an schtadtrand fahre
i dis huus ine go und
i hundert johr findet mich
d archeologe als teil vo dir
fescht umarmt verschüttet
unter frische äsche
zigünergebät
frei aus dem russischen
gott - wenn nume
äs loch bisch
dänn lo mi dure
gott - wenn nume
än schluck bisch
chum i min hals
gott - wenn dänn
im hals bisch
chum i min buuch
gott - wenn nume
äs loch bisch
dänn lo mi dure
di erschti zile
frei nach paul valéry
die erschti zile isch äs gschänk vo gott
aber di zweiti zile wo zu de erschte passt
wi de chline brüeder zum göttlich grosse
musch sälber mache und woher am schluss
di letschti zile chunt weiss de tüfel
rägetropfe
frei nach paul verlaine
zmitzt i mir rägnet s tropfe
wie wänn räge vom himmel
uf d schtadt abe tropfet
am bode une obe uf em dach
de schtilli lärm vom räge
ich mag ne nüme ghöre
dä luutloosi krach
zmitzt i mir rägnet s tropfe
wie wänn räge vom himmel
uf d schtadt abe tropfet
öb mis herz no chlopfet
und für wer und für was
worum die träne tropfet
weiss nöd emol me das
kafi im mage
frei nach honoré de balzac
de kafi chunt im magen a
und d ufregig got los
d ideä marschieret stramm vora
gross wi n än armee
d ideä marschieret stramm vora
und flink wi d kavallerie
rittet di allerschregschte verglich
di prächtigschte attacke
d ideä marschieret stramm vora
und scharf wie d artillerie
trifft d logik mit gnadeloser härti
haargenau is ziil
de kafi chunt im magen a
und d ufregig got los
d ideä marschieret stramm vora
gross wi n än armee
s grossi trinke
frei nach anakreon
d bäum trinket d ärde und d ärde de räge
und d luft wird vom meer ustrunke
d sunne trinkt s meer und dä vollmond d sunne
und ihr tünd mir s trinke vergunne
s chunt wänn s chunt
frei nach lope de vega
s liebe und s dichte
chasch nöd erzwinge
isch s nöd i dr ine
chasch s nöd bringe
s isch wi s glück
bim schpil mit charte
s chunt wänn s chunt
musch druf warte
de längschti winter
frei nach giovanni orelli
wenn i a de wienacht schtärbe
münd r kä träne vergüsse
lueget wie unter em schnee d ärde
verbleicht: das tuet nöd weh
d hälfti vom läbä
frei nach hölderlin
mit gälbe birä und
voll wilde rosä hanget
s land in see und
betrunke vom küsse
tunket d schwän
ihre krönte chöpf
is himmelklare wasser
aber wo gfind ich
im winter d blueme und
s liecht vo de sunne und
d schatte vo de ärde
d mure schtönd schtumm und
chalt und i de chälti
gfrüret d schtärne
das git eim z dänkä
frei nach johann gottfried herder
grosses und chlises, chlises und grosses und rueh und bewegig
trägs und schnells - die wörter gönd eim uf de geischt
im unendliche all isch alls rueh und bewegig
maas und zahl und gwicht verschwindet im ewige rum
s arm chind
frei nach georg büchner
s isch äs arms chind gsi und
hät kän vatter gha und kä muetter
s isch alls tot gsi und niemert me uf de ärde
und s isch gange und hät tag und nacht gsuecht
und will niermert me uf de ärde isch gsi
hät s in himmel welle
und de mond hät so fründlich gluegt
und s arme chind isch zu n em gange
aber s isch nu äs schtuck fuuls holz gsi
und d sunne hät so luschtig glachet
und s arme chind isch zu n ere gange
aber s isch nu ä verwelkti blueme gsi
und wo s chind zu dä schterne isch cho
sind s chlini goldigi müggli gsi
wi dä nüüntöter si uf dorne schteckt
und wos zruck zu de ärde hät welle
isch d ärde än umgeschtürzte hafe gsi
und s chind ganz ällei
und s isch anägsässe und hät brüellet
und s sitzt immer no döt
und isch ganz ällei
bhüet mi i dine händ
frei nach hausmann
bhüet mi i dine hände und nimm mi mit
bis alles glücklich ändet s isch mini einzig bitt
allei cha n i nöd witer gar kein schritt
wo du hi gosch und schtosch döt hi chum i mit
und bhüet mit dinre liebi mis arme herz
mach s schtill vo de freude und schtill vom schmerz
und lueg wi träne flüsset vo dim arme chind
s will sini auge schlüsse und glaube blind
au wenn i gar nüd gschpüre vo dinre macht
du zeigsch mr wo n i hi will au i de nacht
bhüet mi i dine hände und nimm mi mit
bis alles glücklich ändet s isch mini einzig bitt
äs chlises lied
frei nach maria von ebner-eschenbach
äs chlises lied wie fangt s nu a
dass mer s so fescht lieb cha ha
wora liit s verzell
i dem lied hät s ä chli klang
ä chli sinn und ä chli gsang
und ä ganzi seel
da mi basia mille
frei nach catull
chum mir gnüsset s läbe und d liebi
und losed nöd was die andere säget
lueg wie d sunne got und wieder chunt
doch wänn üses läbe am end verlöscht
dänn schlofet mir di längschti nacht
chum mir gänd üs hunderttuusig küss
dänn tuusig und nomol hunderttuusig
und nomol tuusig und abertussig küss
und wänn üses läbe am end verlöscht
überläbet üs all die unendlich vile küss
barlachlied
frei nach biermann
mueter mach doch d fänschter zue
ich glaub es chunt än räge
döt äne häts ä wolkewand
die gheit uf üses läbe
was söll us üs nu werde
üs droht di gröschti not
vom himmel gheiet d ängel
uf d ärde abe z tot
mueter mach doch d türe zue
äs chömet tuusig ratte
vorne sind di hungrige
und hine sind die satte
was söll us üs nu werde
üs droht di gröschti not
vom himmel gheiet d ängel
uf d ärde abe z tot
mueter mach doch d auge zue
d ratte und de räge
chömet scho i üses huus
mir chönd do nüme läbe
was söll us üs nu werde
üs droht di gröschti not
vom himmel gheiet d ängel
uf d ärde abe z tot
Der Regenschirm
frei nach georges brassens
Alle Strassen nass vom Regen
Sie schlendert ohne Schirm
Ich will meinen mIt ihr teilen
Wohin führt uns das Leben
Und als würde sie Tränen weineN
Trocknet sie die Wangen
Sagt zu mir leise lächelnd ja
Für einen Platz unterm Schirm
Einen Schatz vom HimmeL
Was ist sie für ein Engel
Einen Schatz vom HimmeL
Für einen Platz unterm Schirm
So tausch ich mir mein Glück
Und unterwegs so nah und zaRt
Zu zweit dem Lied zu lauschen
Der Wasser die vom Himmel oben
Auf uns niederrauschen
Ich Will vor dieser Sintflut immer
Sie bei mir verbergen
Vierzig Tage vierzig Nächte
Für einen Platz unterm Schirm
Einen Schatz vom Himmel
Was ist sie für ein Engel
Einen Schatz vom Himmel
Für einen Platz unterm Schirm
So tausch ich mir mein Glück
Doch leider teilen sich die Strassen
auch sogar bei Regen
Sie sagt leise lächelnd Danke
Wohin fÜhrt uns das Leben
Ich seh sie mir entschwinden
Zum Ende meines Traums
Und werde sie nie mehr finden
Für einen Platz unterm Schirm
Einen Schatz vom HimMEL
Was ist sie für ein Engel
Einen Schatz vom Himmel
Für einen Platz unterm Schirm
So tausch ich mir mein GlüCk
Es fehlt fast nichts
frei nach serge reggiani
Es fehlt fast nichts
Zehn Jahre vielleicht oder mehr
Und ich sage Dich liebe ich so sehr
Gib mir die Hand und geh
Mit mir ins Saint GermaiN
Ich spendiere uns Kaffee
Ach mach dir doch nichts vor
Schau mich an Mädchen
Und zwischen uns die Falten
Wozu das Theater spielen
Vom jugendlichen Alten
Das glaubst du selber nicht
Wie könnten wir denn leben
Ich höre sie schon reden
Sie ist hübsch und er ist alt
Der Frühling warm der Winter kalt
Es fehlt fast nichts
Aber von seinen Gebrechen
Kehrt keiner zur Jugend zurück
Sei klug und versteh
Wenn ich zwanzig wär wie du
Ich würde dir alles versprechen
Und nun dein Lachen
Das in Tränen untergeht
Ich will dich nicht traurig machen
Wie stellst du dir ein Leben vor
Mit einem Clown
Der vor dem letzten Auftritt steht
Wie könnten wir denn leben
Ich höre sie schon reden
Sie ist hübsch und er ist alt
Der Frühling warm der Winter kalt
Und wenn ein andrer kommt dann geh
Mit ihm ins Saint Germain
Zu eurem ersten Kaffee
Es fehlt fast nichts
Zehn Jahre vielleicht oder mehr
Und ich sage dich liebe ich so sehr